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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 25

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 80. Wirtschaftliche Zustände der Periode. 25 § 80. Wirtschaftliche Zustände der Periode. 1. Am Anfang des 16. Jahrhunderts seufzte der Bauer unterd-rbleischwerem Drucke. Um feine Lage zu verbessern, empörte er sich gegen») vor dem Krieg, feine adeligen Herren: es entstand der Bauernkrieg, welcher die Verheerung eines großen Teils von Süd- und Mitteldeutschland zur Folge hatte (I., § 63). Die Empörer wurden unterdrückt und zunächst hatten sie noch Schwereres zu ertragen, als vorher. Dann aber trat eine Erstarkung des Bauernstandes ein. Fürsten und Adelige erkannten feine Bedeutung als Nährstand, suchten ihn in ihrem eigenen Jntereffe zu schonen, zu kräftigen und in ihm die Arbeitslust zu erhalten, eo kam es, daß sich der Bauer anfangs des 17. Jahrhunderts eines gewissen Wohlstandes erfreute. Er besaß einen hübfchen Hausrat und hatte reichliches Vieh im Stalle und auf der Weide. Da kam der unheilvolle Krieg und vernichtete in einigen Jahr- b) nachdem zehnten die ganze Blüte der Landwirtschaft. Schwert, Hunger und verheerende Senchen wüteten derart, daß die Bevölkerung Deutschlands um mehr als die Hälfte abnahm, in manchen Landschaften sogar auf ein Drittel, ja auf ein Sechstel des früheren Bestandes herabfank. Württemberg hatte 1634 noch 313000 Einwohner, 1645 nur 65 000; für Böhmen hat man einen Rückgang von 3 Mill. auf 780 000 berechnet, in der Pfalz von 500 000 auf kaum 50 000. Die fortwährenden Truppendurchzüge, die Zerstörungswut und Plündernngs-fncht der entarteten Heere entwerteten oder vernichteten den immobilen Besitz. Das Fruchtland verschwand und an die Stelle blühender Felder und Wiesen trat oft die mit Gestrüpp bewachsene Heide, auf welcher zuweilen die Wölfe in ganzen Rudeln umherzogen. Taufende von Dörfern und kleinen Städten wurden in einen Trümmerhaufen verwandelt und, was an Hänfern übrig blieb, war fo fchadhaft und wertlos, daß niemand fchon wegen der darauf ruhenden Abgaben folche Wohnungen annehmen wollte. Ein empfindlicher Schlag für den Bauern war auch der Ruin feines Vieh st and es. — Nach dem Friedensschluß fehlte es allenthalben an Arbeitskräften, Vieh, an landwirtschaftlichen Geräten, an Ställen und Scheunen, kurz an allem, was zum Betrieb der Wirtschaft erforderlich war. Jnfolgedeffen blieb in einzelnen Gegenden noch ein ganzes Menschenaller hindurch eiu Drittel des Bodens unbebaut. Und trotz der geringen Bodenerträgnisse hatten die Produkte einen außerordentlich tiefen Preis (der Scheffel Weizen im Jahre 1627 noch 27 Groschen, 1657 nur 8). 2. Auch den Städten war der Verlauf des 16. Jahrhunderts Ter Bürger und günstig. Rege Gewerbe- und Handelstätigkeit führten zu behaglicher a)£tfrof£ieg.

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 137

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 113. Napoleons Krieg gegen Preußen 1806—1807. 137 die innere Lage des preußischen Staates einigermaßen vergegenwärtigen. 2. An der Spitze des Staates stand seit 1797 Friedrich Innere Lage Wilhelm Iii. (1797—1840). Er war von edler Gesinnung, war a. Da^Königs-bürgerlich einfach, hatte die reinsten Absichten in Ansehung des Wohles seiner Untertanen und führte einen sittenreinen Wandel; aber er entbehrte bei seiner Jugend (beim Regierungsantritt erst 27 Jahre) der Festigkeit des Charakters und des Vertrauens zu sich selbst und daher konnte er sich zu seinem eigenen Verderben nicht entschließen, die von seinem Vater überkommenen alten Ratgeber, wie von Hangwitz, zu entlassen, die in ihrer Gesinnungs- und Charakterlosigkeit den Aufgaben nicht gewachsen waren, welche in schwerer Zeit an sie herantraten. — Seine Gemahlin war Luise, eine Prinzessin ans Mecklenbnrg-Strelitz, jene hochherzige, zartfühlende, aufrichtig fromme Frau, die auch auf dem Throne einen klaren Blick für die Bedürfnisse und lebhafte Teilnahme für die Leiden und Freuden der Untertanen hatte und im stillen Umgang mit ihren Kindern, mit biederen Leuten aus dem Volke und mit der Natur eine Quelle reinen Genusses fand. War in früherer Zeit der preußische Hof die Statte eines leicht- b. Das Volk. fertigen, verschwenderischen Treibens, so bot er jetzt ein leuchtendes Vorbild der Sparsamkeit, Sittenreinheit und der Gewissenhaftigkeit in der Erfüllung der Pflichten. Einen unerfreulichen Gegensatz zu dem am Hose herrschenden Geist bildete die Denkart des Volkes. Bei den Bürgern war der opferwillige Sinn, der einst Friedrich dem Großen in der ärgsten Bedrängnis immer wieder die Mittel zur Fortsetzung des Krieges verschafft hatte, gefchwuuden. Genußsucht und in Verbindung damit religiöser Unglaube hatten um sich gegriffen. Es fehlte der großen Menge auch an Erkenntnis der sich gegen den Staat anstürmenden Gefahren und an dem Gefühle für Ehre und Schande der Nation. Nicht minder mißlich waren die Zustände im Heere. Dasselbe c- Das Heer. hatte „auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen ausgeruht", schwelgte in Erinnerungen an eine große Zeit, hatte aber selbst Proben der eigenen Tüchtigkeit noch nicht abgelegt. Die Offiziere gehörten mit wenigen Ausnahmen dem Adelsstände an; die in leitenden Stellungen befindlichen waren alt und gebrechlich und die anderen offenbarten einen durch nichts gerechtfertigten Übermut. Die gemeinen Soldaten, vielfach noch geworbene Leute, wurden mit Verachtung behandelt; zudem bestand eine Kluft zwischen den Bürgern und dem Militär, welche eine gegenseitige Unterstützung außerordentlich erschwerte. — So waren in Preußen die Verhältnisse gelagert, als im Jahre 1806 ein Kamps entbrannte, in dessen Verlauf das Unglück mit niederschmetternder Wucht über die königliche Familie hereinbrach. Der Hergang war folgender:

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 148

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
148 Ix- Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. reichs erprobtester Feldherr der damaligen Zeit. Ihn erfüllte gleich Scharnhorst der Gedanke an „das Volk in Waffen". Von demselben geleitet, suchte er alle wehrfähigen Männer ohne Rücksicht auf Stand und Bildung zur Verteidigung des Vaterlandes heranzuziehen, durch Bildung einer Landwehr, gründliche Ausbildung der Offiziere, bessere Ausrüstung der Mannschaft die Streitkräfte zu mehren und in ihrer Leistungsfähigkeit zu steigern. Patriotischer 3. Stabious und Karls Reformtätigkeit hatte segensreiche Folgen. Aufichwung. £yterre^ klebte einen patriotischen Aufschwung. Allenthalben nahm man die Vorbereitung zu einer allgemeinen Erhebung in Angriff und als 1808 die Kunde von dem gewaltigen Volkskrieg in Spanien nach Deutschland und Österreich drang, da regte der Kriegsgeist feine Schwingen. Unter dem Eindruck der allgemeinen Begeisterung, sowie in der Furcht, nach den spanischen Wirren abermals von Napoleon und vielleicht von Rußland zugleich angegriffen zu werden, endlich in der Hoffnung auf Preußens Anschluß erklärte Österreich im Frühjahr 1809 den Krieg. Von allen Seiten strömten Freiwillige herbei und überall traf man Anstalten zur Pflege der Kranken und Ver- wundeten. Ein Kriegsmanifest forderte die Völker Europas zur ein mütigen Erhebung auf. „Die Freiheit Europas hat sich unter die österreichischen Fahnen geflüchtet", so hieß es darin und wirklich schien damals Österreich der Boden werden zu sollen, worin die Hoffnungen aller Bedrückten Wurzeln schlagen konnten. Niederlagen der 4. Der Krieg begann im April 1809. Erzherzog Karl führte Bayer?i80g" die österreichische Hauptarmee über den Inn nach Bayern. Ein rasches, energisches Handeln würde die Rheiubundstaateu überrascht und Österreich bedeutende Vorteile gebracht haben; aber dazu fehlte dem Feldherrn Entschlossenheit und kühne Tatkraft. Nur ängstlich und zögernd drang er vorwärts und übrigens ermöglichte die verzettelte österreichische Aufstellung den Feinden den geordneten Aufmarsch ihrer Truppen. Mit gewohnter Schnelligkeit war Napoleon aus Paris uach Süddeutschland geeilt und hatte seine Streitkräfte (150000 Mann) an der oberen Donau zwischen Augsburg und Ingolstadt ausgestellt. In der zweiten Hälfte des April kam es zu blutigen Zusammenstößen, in welchen Napoleon seine geniale Feldherrngröße und die Überlegenheit seiner Armee offenbarte. Die Österreicher erlitten bei Abensberg, Lands'ynt, Eggmühl und Regens bürg schwere Niederlagen und zogen sich über Böhmen zurück. Unaufhaltsam drang Napoleon südlich der Donau vor. Mitte Mai stand er in Wien. Schlachten bei Erzherzog Karl hatte unterdessen am nördlichen User der Donau ^aegt"mni809ei unterhalb der Hauptstadt Stellung genommen und hier ans dem historischen Marchselb, bei Aspern und Etzling, würde Napoleon zum erstenmal geschlagen (21. und 22. Mai). Die Nachricht hie-

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 156

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
156 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Der Rückzug aus Rußland. Aork und die Konvention von Tauroggen (30. Dez. 1812). an verschiedenen Stellen Feuersäulen empor und verwandelten in einem mehrtägigen furchtbaren Brande den größten Teil der Stadt zum Entsetzen der Eroberer in Schutt und Asche. Der Gouverneur R o st o p s ch i n hatte aus Liebe zum Vaterland und in Voraussicht der für den Feind verhängnisvollen Folgen durch Brandstiftung die Katastrophe herbeigeführt. 6. Der Brand von Moskau war „die Morgenröte der wiederkehrenden Freiheit Europas". Mit ihm wandte sich Napoleons Geschick. Der rauchende Trümmerhaufen war nicht zur Überwinterung einer verwahrlosten und hungernden Armee geeignet. In richtiger Vorstellung seiner entsetzlichen Lage gab Napoleon seine Bereitwilligkeit zu Friedensunterhandlungen zu erkennen. Allein Alexander, der sich in jener Zeit von den geächteten Deutschen Stein und Arndt leiten und mit hochherziger Tatkraft erfüllen ließ, zeigte sich allen Anerbietungen gegenüber unempfänglich. So blieb Napoleon nichts übrig, als sich zum Rückzug zu entschließen. Derselbe wurde Mitte Oktober begonnen. Er brachte der Großen Armee den vollen Untergang. Umschwärmt von Kosaken, öfters angegriffen von feindlichen Truppen, schleppte sie sich mühsam durch verwüstete Gegenden und menschenleere Steppen dahin. Mit jedem Tage steigerte sich die Not. Hunger, Krankheit und Kälte wüteten mit furchtbarer Gewalt in den ohnehin geschwächten Massen und lösten alle Bande der Ordnung und militärischen Disziplin. Besonders traurig gestaltete sich der Übergang über die Beresina (November), wobei die Brücke zusammenstürzte und viele in den eisigen Fluten ein Grab fanden. Anfangs Dezember verließ Napoleon sein Heer und kehrte, in einen Pelz gehüllt und unerkannt, in fluchtartiger Eile durch Polen und Deutschland nach Paris zurück. Die letzten Trümmer der Armee erreichten Ende Dezember die preußische Grenze. Sie hatten den Keim des Todes im Herzen und glichen dahinwandelnden Leichen. So endete der mit so viel Zuversicht und Siegesgewißheit begonnene Feldzug. Das Weltgericht hatte gesprochen. G. Die Befreiungskriege 1813—1815. § 119. Die Konvention von Tauroggen. 1. Unter den ans Rußland zurückkehrenden Truppen befand sich auch die von General Aork geführte preußische Abteilung, welche bei

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 241

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 142. Der Deutsch-französische Krieg. 241 Abtragung der Schuld sollten die nordöstlichen Departements Frankreichs von deutschen Truppen besetzt bleiben. Bismarck forderte die Gebietsabtretung nicht aus Vergrößerungssucht, sondern als Bürgschaft gegen künftige Kriegsgefahren; es sollte den Franzosen, die — wie der Kanzler meinte — sobald es anging, einen Vergeltungskrieg zur Wiederherstellung ihres Ruhmes beginnen würden, ein Angriff auf Deutschland erschwert werden. — Am 1. Mürz zogen 30000 Deutsche, damit auch der berechtigte militärische Ehrgeiz befriedigt werde, in den westlichen Teil der Hauptstadt ein; am 3. Mürz kehrten sie, nachdem die Nationalversammlung die Präliminarien angenommen hatte, in ihre Quartiere zurück. 2. Ehe sich die deutschen Regimenter von Paris in die weiter Umstand der östlich gelegenen Departements zurückzogen, erlebten sie als unbeteiligte .. Paris ^ Zuschauer ein grauenhaftes Schauspiel, das sich in der Hauptstadt ab- (Sozialistische' wickelte. Die nach Hunderttausenden zählenden und in der Nationalgarde vereinigten Arbeiter befanden sich nach der Genehmigung der Friedenspräliminarien in wilder Gärung. Die Mühsale und Entbehrungen der säst süusmonatlichen Belagerung, die Vergeblichkeit aller Kämpse und die großen Opfer, die Frankreich bringen mußte, hatten sie aufs höchste erbittert. Ihre Wut richtete sich hauptsächlich gegen die Nationalversammlung und die von ihr eingesetzte Regierung. Sie waren gesonnen, sich für die erduldeten Leiden durch Verwirklichung der kommunistischen Forderungen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu entschädigen. Das Gespenst der Revolution erhob sein Haupt. Als die Regierung (nach dem Abzug des deutschen Hauptquartiers in Versailles) Anstalten traf, dasselbe zu unterdrücken, bemächtigten sich die Unzufriedenen, die noch von der Belagerung her in dem Besitz der Gewehre waren, einer Anzahl von Kanonen, erbauten Barrikaden, rissen durch die Wahl eines neuen Gemeinderats (la Commune) die Herrschaft über Paris an sich und errichteten ant 18. März 1871 die sogenannte Rote Republik der Kommune. Und nun entbrannte unter den Augen der Deutschen zwischen den von Mac Mahon geführten Linientruppen und den Aufwieglern ein Bürgerkrieg, dessen Greuel alle Schrecknisse übertrafen, womit der Belagerungskrieg die Hauptstadt heimgesucht hatte. Die Kommunisten wüteten wie Wahnsinnige. Nichts war ihnen verehruugswürdig. In ihrem Mindert Vandalismus zerstörten sie die stolzesten Gebäude der Stadt: Kirchen, Staatsbauten und Privathäuser (die Tuilerien, das Stadthaus, den Justizpalast u. a.). Erst nach zweimonatlichem Ringen, Ende Mai, gelang den Regierungstruppen die Bändigung des Aufstandes. Urheber, Führer und Teilnehmer wurden erschossen, eingekerkert oder nach den überseeischen Verbrecherkolonien geschickt. Diese Vorgänge in Paris wirkten hemmend auf die Verhandlungen, Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 16

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 58

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
58 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. schauung über politische und wirtschaftliche Verhältnisse kehrte er in die Heimat zurück. Landes 2. 1640 bestieg er den Thron. Es war eine traurige Erbschaft, gierunggantritt, die er antrat. Sein Staat befand sich in einem kläglichen Zustand. Die Felder waren verwüstet, das Volk seines Wohlstandes beraubt, die in den Kriegszeiten herangewachsene Generation zuchtlos und verwildert. Einen Teil des Landes hatten die Schweden, einen anderen die Österreicher besetzt; beide lasteten mit gleichem Drnck auf den Untertanen. Die braudenbnrgischen Truppen mußten einem Abkommen gemäß den österreichischen Fahnen folgen. Eine Aufgabe von unermeßlicher Schwierigkeit harrte des jungen, aber Willensstärken und zielbewußten Regenten. Aber so lange der Krieg im Lande tobte, konnte er sie nicht lösen. So war sein erstes Bemühen darauf gerichtet, die Feinde zum Abzug zu veranlassen. Er schloß 1641 einen Vertrag mit den Schweden, nach welchem sie gegen Zahlung bestimmter Kontributionen die Mark räumten. — Der Westfälische Friede brachte ihm eine Mehrung seines Gebietes. Das allerdings hafenlose, von dem Haff abgeschnittene Hinterpommern, dann die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Minden und Kammin wurden mit Brandenburg vereinigt. Nach dem Frieden ging er zunächst daran, die Heeresverhält-nisse seines Staates zu bessern. Er beseitigte nach und uach die zuchtlosen Söldner und errichtete ein stehendes Heer, dessen Kern ans Landeskindern bestand. Behilflich war ihm dabei sein Feldmarschall Dersslinger. Die Mittel zur Reform wußte er sich durch Änderung des Steuerwesens sowie durch Bewilligungen seitens der Stände der verschiedenen Landschaften zu verschaffen. ^Kriegen an 3. Die Vorteile der dem Heere zugewandten Sorgfalt erntete er schon in den 50 er Jahren. Es entbrannte ein Krieg zwischen Schweden und dem König von Polen, der, da er ein Wasa war, den Nachfolger Christinens, Karl X. Gustav (§ 87, 2), nicht anerkannte und selbst Ansprüche auf die schwedische Monarchie erhob. Preußen wurde bei seiner Lage zwischen den streitenden Mächten in Mitleidenschaft gezogen. Da der Kurfürst die polnische Lehenshoheit schon längst als etwas Demütigendes empfunden hatte, fo ergriff er Partei für Schweden in der Erwartung, daß letzteres ihm zur Souveränität über Preußen verhelfen werde. Seine Truppen brachten im Verein mit den Schweden in der furchtbaren Schlacht bei Warschau (1656) den Polen eine Niederlage bei. Als aber bald darauf eine Wendung zu gunsten Polens eintrat, verließ Friedrich Wilhelm feine bisherigen Bundesgenossen und schloß mit Polen den Vertrag zu Wehlau bei Königsberg (1657), worin ihm die Lösung des Vasallenverbandes mit Polen und die volle Souveränität über Preußen

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 7

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 75. Der Niederdeutsch-dänische Krieg 1624—1629. 7 Heer an der Weser. Zu ihm gesellte sich der verwegene Abenteurer Ernst von Mansfeld, der mit Englands Hllfe^ ein Söldnerheer geworben hatte. Südlich von ihm, in Hessen, verweilte In demselben Jahre tauchte aber noch ein anderer auf dem «gwg Kriegsschauplätze auf und dieser war es, welcher bald alle Führer in dem Kriege an Ruhm und Einfluß überstrahlte, nämlich Wallenstein. Er war ein böhmischer Edelmann. Reich mit irdischen Gütern gesegnet, Herr von Friedland, einer ausgedehnten Besitzung im östlichen Böhmen, hatte er, von Ehrgeiz und Tatendurst getrieben, dem Kaiser Ferdinand das Anerbieten gemacht, ein größeres Heer aus eigene Kosten aufzubringen und zu unterhalten, wenn dieser ihm den unbeschränkten Oberbefehl über dasselbe übertrage. Der Kaiser hatte anfangs Bedenken, er überwand sie aber durch den Gedanken an die drückende Abhängigkeit von der Liga und an das stets wachsende Ansehen des Kurfürsten Maximilian von Bayern, das selbst den Glanz des Reichsoberhauptes verdunkelte. Nachdem Wallenstein zum „Führer-aller kaiserlichen Völker" ernannt war, ließ er die Werbetrommel rühren. Sein Name übte Zauberkraft. Von allen Seiten strömten Handseste, beutelustige Streiter herbei und bald war ein stattliches Heer beisammen. Mit diesem brach Wallenstein im Herbste 1625 von Böhmen auf, marschierte durch Franken, Thüringen und schlug südlich vom Harz (Eichsfeld) feine Winterquartiere auf. Im Winter 1625 kam es zu keiner Entscheidung. Die Heere verharrten in ihren Stellungen und begnügten sich mit Verwüstungen, Raub und Plünderungen. Wallenstein.

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 86

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
86 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Liebe zu den Wissenschaften. Stellung zur deutschen Literatur. seiner Regierung verfügte Friedrich über 80 000, am Ende derselben über 200 000 Mann. Wie hoch aber auch das preußische Heer als Ganzes über den Streitkräften anderer Staaten stand, es war doch weit von vollkommenen Zuständen entfernt. Ein großer Mißstand war das Werbesystem, durch welches fremde, von keinem nationalen Geist erfüllte Individuen in die Armee kamen, die eben nur von einem Friedrich zu außergewöhnlichen Kraftanstrengungen angespornt werden konnten. Ein anderer Mißstand bestand in der von dem König geübten Praxis, alle Offiziers stellen mit Adeligen zu besetzen, wodurch notwendigerweise eine Klnst zwischen der Armee und der bürgerlichen Gesellschaft geschaffen werden und der Osfiziersstand mit der Zeit an Tüchtigkeit verlieren mußte. Als eine Folge der genannten Mängel haben wir den Verfall anzusehen, der im preußischen Heer eintrat, nachdem Friedrichs Geist von demselben gewichen war. 7. Neben der Sorge für die wirtschaftlichen Güter seines Volkes, neben seinen Bemühungen um Verbesserung der Rechtspflege und des Heerwesens war es Friedrich immer Bedürfnis, sein Wissen zu bereichern und seinen Gedankenkreis zu klären. Die Beschäftigung mit den Wissenschaften, der Umgang mit Gelehrten und Schriftstellern gewährten ihm die genußreichsten Stunden seines Lebens, Erheiterung und Erquickung nach den aufreibendsten Geschäften seines Berufes. Der Drang nach höherer Erkenntnis verließ ihn nicht, er mochte nun nach der Ausübung verantwortungsvoller Regentenpflichten in den schattigen Anlagen des von ihm geschaffenen Sanssouci (bei Potsdam) lustwandeln oder nach dem Toben der Schlacht, bedrängt von seinen Feinden, niedersinken. Er versenkte sich in die Probleme der Philosophie, studierte Leibniz und Wolfs, durchwanderte mit kritischem Blick die Geschichte der Völker, las mit Vorliebe die französischen Dichter und Denker (Voltaire) und orientierte sich sorgfältig in allen staats-und kriegswissenschaftlichen Fragen. Und alles, was den gewaltigen Geist in Anspruch nahm, das setzte seine Feder in Bewegung. — Aber merkwürdig: er, der selber so tief in alle Gebiete des Wissens und Forschens eingedrungen war, tat verhältnismäßig wenig zur Hebung der Volksbildung. Über der Pflege der materiellen Kräfte des Landes wurde das Volks sch ul wesen vernachlässigt. Ausgediente alte Soldaten und Invaliden erhielten die Schulstellen, ja nicht selten wurden Handwerker mit der Unterweisung der Jugend betraut. 8. Ebenso ausfallend und befremdend ist die Stellung, die er der deutschen Literatur gegenüber einnahm. Sie gab zuweilen Anlaß, ihm Verkennung des deutschen Wesens, Mangel an deutschem Sinn zum Vorwurf zu machen. Friedrich bediente sich im Umgang wie in seinen Schriften vorzugsweise der französischen Sprache; die deutsche war ihm zu roh, zu spröde in ihren Wendungen, zu arm

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 144

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
144 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. Bedeutung der Reformen. Reorganisation des Heeres durch Scharnhorst. stellen, indem er die Ämter nach dem Grad der Tüchtigkeit und Begabung verlieh. Die ©teutschen Reformen riefen eine große Bewegung im Volke hervor; sie befreiten das Volk aus der Bevormundung, milderten die sozialen Gegensätze und brachten die Menschenwürde zur Anerkennung. Der geniale Mann wirkte kaum zwei Jahre in seiner einflußreichen Stellung. Das von ihm ausströmende und die Nation mächtig anfeuernde Leben blieb Napoleon nicht verborgen. Dieser erkannte die Gefährlichkeit des Reformators für seine Zwecke und Schöpfungen und erwirkte 1808 bessert Sturz. Nur ungern entließ ihn Friedrich Wilhelm Iii. aus seinem Dienst. Stein floh zuerst nach Österreich und später nach Rußland. Sein Verlust war unersetzlich; die Spuren seiner Wirksamkeit aber waren nicht mehr zu verwischen. Er hatte die Keime zu einer Entwicklung gelegt, die zu einer Gestaltung führte, in welcher uns heute im großen und ganzen der preußische Staat entgegentritt. 3. Mit der Reform des staatlichen und bürgerlichen Lebens ging Hand in Hand die Reorganisation des Heeres. Das größte Verdienst um die militärische Wiedergeburt erwarb sich der Kriegsminister Tcharnhorsl (geboren 1756 als Sohn eines Bauern int Hannoverschen). Von dem Bewußtsein durchdrungen, „daß nur in einem geistig urtb sittlich gebilbeten, volkstümlichen Heer, nicht in einer bloß mechanisch gebrillten Menge, das Heil der Zukunst beruhe", galt ihm der Heerbienst als Ehrenpflicht jebes Staatsbürgers und daher suchte er den Grunbsatz der allgemeinen Wehrpflicht nach Möglichkeit zu verwirklichen. Jeber Wehrfähige follte zum Verteidiger des Vater-laubes herangebildet werden; Stellvertretung sollte nicht gestattet sein. Damit dem Heere vaterlänbischer Geist, sittlicher Ernst und Freubig-feit im Dienst eingepflanzt werbe, verbot Scharnhorst die Werbungen im Ausland, entfernte die Beschotterten, beseitigte die eiitehrenbeii Strafen (Prügelstrafe), machte die Beförbermtg nicht von der Geburt, sonbent von der Bilbuug, der militärischen Tüchtigkeit abhängig und faßte als Zweck der Ausbilbnng nicht bat Drill für beit Parabeplatz, sonbent die Schulung für das Schlachtfeld ins Auge. Scharnhorst wurde auch der Begründer der preußischen Landwehr. Aus diese Weise schuf er die Grundlagen, auf welchen die spätere preußische Heeresverfaffung aufgebaut wurde. — Schon erfüllte ihn der Gedanke eines Volkskrieges gegen den Weltbezwinger. Nach einer Vorschrift Napoleons jedoch durften nicht mehr als 42 000 Soldaten unter den Waffen stehen. Um nun im Kriegsfall der Armee eine geübte Reserve zuführen zu können, wurden alle vier Monate neue Rekruten eingezogen, nach notdürftiger Ausbildung wieder entlassen und dann durch neue ersetzt. So kam es, daß Preußen 1813 277 000 Mattn in bett Krieg schicken konnte.

10. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 122

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
122 Ix. Von der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. genoß. In Österreich sprach man von einer am Reiche begangenen Untreue. Die Rache blieb nicht aus. Es kamen Jahre der Entehrung und Not, in welcher Preußen die Absonderung von Österreich bitter büßen mußte. Jourdans und 5. Im Jahre 1796 beschloß das Direktorium tu Paris einen gllickker^Feidzug energischen, von drei Seiten ausgeführten Angriff ans Österreich. Auf mi®bbi796fd1 Carnots Rat fiel Jonrdan vom Niederrhein her in Hessen und Frauken, M oreau in Schwaben und Bayern ein, unternahm Napoleon Son aparte, ein junger, mit reichen militärischen Gaben ausgestatteter, aufstrebender Mann, der sich schon bei der Belagerung von Toulou (1793) und später bei der Unterdrückung eines Aufstandes in Paris (§ 106, 2 und 3) ausgezeichnet hatte, die Bekämpfung in Oberitalien. Ihr gemeinsames Ziel war: in das Herz von Österreich vorzudringen und sich dort zu vereinigen. — Jonrdan, dessen Truppen in Franken wie Barbaren hausten, gelangte bis in die Oberpfalz. Hier aber trat ihm Erzherzog Karl, ein Bruder des Kaisers Franz Ii., mit günstigem Erfolg entgegen. Er besiegte ihn bei Arnberg (August 1796) und bei Würzburg (September) und trieb ihn mit Hilfe der empörten Bevölkerung bis an die Sieg zurück. — Dann wandte er sich gegen Moreau, der Baden, Württemberg und Bayern zum Abschluß eines Waffenstillstandes gezwungen hatte, und nötigte auch ihn zum Rückzug an den Rhein, welchen er in meisterhafter Weise durch das Höllental im Schwarzwald ausführte (Oktober 1796). Napoleons rühm- 6. Das Unternehmen der beiden Rheinarmeen endete mit einem ^ Oberbauenmißerfolg. Ungeahntes Glück dagegen hatte die italische Armee. Dieselbe befand sich bei Beginn des Feldzugs in einem bejammernswerten Zustand, war infolge Geldmangels der französischen Regierung in Kleidung und Bewaffnung herabgekommen und wegen unzureichender Ernährung entkräftet und mutlos. Da trat Napoleon Bonupovtc an ihre Spitze, gewöhnte sie in kurzer Zeit an Ordnung und Pünktlichkeit, entflammte in ihr durch prahlerische, glückverheißende Reden die Kampfeslust, durch Reden, in welchen er aus die blühenden Gefilde Italiens hinwies, „wo statt Not und Entbehrung nur Genuß und Ruhm ihrer warte", und wußte sie so an seine Person zu fesseln, daß sie willig die größten Anstrengungen übernahm. Napoleon erschien im Frühjahr 1796, von Nizza heranrückend, ans dem Kriegsschauplätze, eröffnete mit Wucht den Kampf und fügte seinen Gegnern in einer Reihe von rasch auseinanderfolgenden Schlachten so empfindliche Verluste bei, daß er sich schon im Herbste desselben Jahres als Gebieter von Oberitalien ansehen konnte. Er überwand zuerst die Sardinier (Piemontesen) und zwang deren König Viktor Amadeus zur Abtretung von Nizza und Savoyen an Frankreich; dann besiegte
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